Von Alexandra Hessler, Journalistin und Mutter von 4 eigenen und 2 mitgebrachten Kindern, mit denen sie schon gefühlt überall war
Wenn Engel reisen… ist das vielleicht so, als wenn Kinder reisen. Denn auch Kinder können ja mitunter Engel sein, vor allem, wenn sie glücklich und zufrieden sind. Und das sind Kinder wie allgemein bekannt, wenn ihre Eltern es sind. Und die sind es – Überraschung – im Urlaub. Oder sollten es zumindest dann sein. Damit diese Gleichung auch so aufgeht, ist es wichtig sich bei der Reiseplanung vor Augen zu führen – jetzt wirklich Überraschung – was ELTERN im Urlaub glücklich macht. Ja, richtig gelesen: was Eltern im Urlaub glücklich macht ist entscheidend für einen gelungenen Urlaub mit Kindern – vorausgesetzt das Urlaubs-Glück der Eltern liegt nicht ausschließlich in ausgedehnten Diskonächten und stundenlangen Kunstmuseumsbesuchen, denn dann sollten sie vielleicht ab und zu mal ohne Kinder Urlaub machen, was sowieso zu empfehlen ist.
Mit Kindern Urlaub machen muss nicht automatisch heißen, dass man nur sogenannte „kindgerechte“ Sachen machen kann. Und auch wenn Kinder gerne altbekannte Orte wieder und wieder besuchen und am liebsten jedes Jahr wieder genau an „ihr“ Urlaubsziel möchten, wo sie genau in „ihrer“ Eisdiele genau „ihr“ Eis essen wollen – auf der anderen Seite lieben sie Abwechslung und lassen sich gerne für Neues begeistern. Die Betonung liegt dabei auf „sich begeistern lassen“, das heißt, jemand muss sie begeistert. Und dieser Jemand ist im Idealfall Mama und Papa.
Prinzipiell gilt: wenn Ihr begeisterte Camper wart, bevor Ihr Nachwuchs in die Welt gesetzt haben – warum solltet Ihr das danach nicht mehr sein? Und wenn für Euch Urlaub = Hotel am Meer, dann fahrt Ihr natürlich auch mit den Kindern in ein Hotel am Meer. Viele Eltern unterliegen außerdem dem folgenschweren Missverständnis, dass man mit Kindern keine Städtereisen machen kann. Auch hier gilt: grundsätzlich kann man mit Kindern fast alles.
Weil wir selbst gerne reisen, fahren wir mit unseren 4-6 Kindern (aktuell 22, 19, 12, 11, 6 und 2 Jahre alt) fast jedes Jahr in eine neue Gegend – oft in Verbindung mit einem Besuch bei Verwandtschaft oder Bekannten. So haben wir zwar unser festes Ziel in Schweden bei Freunden, haben aber von dort aus mit dem VW-Bus schon allerlei Erkundungstouren unternommen, sind für 3 Tage nach Stockholm geflogen (mit 4 Kindern, das Kleinste ein halbes Jahr alt), oder in ein Ferienhäuschen auf einer kleinen Insel (wohin dann auch die beiden Ältesten nach einer Lapplandtour zu Besuch kamen). Unsere Kinder lieben es zu campen – aber genau so lieben sie es, sich am großen Frühstücks-Buffet in einem schicken Hotel zu bedienen, in dem jeden Tag die Betten neu gemacht werden (genau für solche Kleinigkeiten können sich Kinder absolut begeistern).
Wir haben in einem Jahr Haustausch mit einer Familie in Oslo gemacht, inkl. Fahrrädern, Auto und Spielsachen, in einem anderen Jahr waren wir in einer Jugendherberge im Spreewald, wo wir viel Kanu gefahren sind, und einen Stadtausflug nach Berlin gemacht haben. Wir waren in Polen ohne Reiseführer und auf Berghütten mit vielen Freunden und anderen Kindern. Einmal sind wir mit dem VW-Bus durch Südtirol gefahren, um uns nach ein paar Nächten in einer Pension mit Swimmingpool einzumieten, weil wir Eltern plötzlich das dringende Bedürfnis nach etwas Komfort verspürt haben. Und einmal bin ich allein mit den beiden mittelgroßen Kindern (damals 10 und 11) nach Kalifornien geflogen, wo wir unglaubliche Mengen Die-Drei???-Hörspiele auf dem Highway No 1 angehört haben.
Unsere Kinder kennen Barcelona und das Wendland, sie kennen Köln und die galizische Atlantikküste – aber das Schönste ist: Sie erzählen immer viel und gerne von unseren Urlauben, wobei es keine Rolle spielt, welcher sie in ein fernes exotisches Ausland oder einfach nur zur Oma ins Sauerland gebracht hat.
Ich glaube der Schlüssel zum Erfolg liegt in unserem Falle in unserer eigenen Begeisterungsfähigkeit und unserer Aufgeschlossenheit allem Neuen gegenüber. Ich liebe es, mit meinen Kindern die Welt zu entdecken, vielleicht, weil mich selbst dann so eine kindliche Neugierde befällt. Weil ich mich über lustige Ampelmännchen oder exotisch anmutende ausländische Münzen freuen kann, und weil ich mich im Zelt ganz eng an die Kinder kuschen kann, wenn vielleicht draußen ein Bär vorbeikommt. Ich gehe wahnsinnig gerne in fremden Ländern in einen Supermarkt, und kaufe dort so Dinge wie Wäscheklammern oder Zündhölzchen – und genau diese Dinge gefallen interessanterweise auch unseren Kindern ganz ungemein.
Mit derlei Expeditionserfahrungen lassen sie sich auch problemlos in altehrwürdige Museen lotsen oder für bunte Kirchenfenster begeistern. Ist ja auch irgendwie wie im Supermarkt, wo sich jeder das aussucht, was ihm besonders gefällt. Unser aufschlussreichstes Urlaubserlebnis war übrigens der Museumsbesuch, zu dem wir unsere Kinder einmal „gezwungen“ haben (ja, natürlich maulen sie auch mal), uns das Museum aber dann gar nicht so gut gefallen hat – die Kinder aber nicht mehr weg wollten… Da kann man mal sehen: Urlaub mit Kindern machen heißt, sich auf Überraschungen einlassen können!